Oberhaugstett
Bartholomäuskirche
Der älteste Teil der Kirche ist der romanische Turmchor. An diesen wurde 1972 ein neuer Kirchenraum angebaut. Aus der alten Kirche stammen noch die Kanzel und die Altarplatte.
Der Altar
Die Konsolen für die Altarplatte, die noch aus der früheren Kirche stammt, hat der Bildhauer Albert Volz aus Altbulach geschaffen. Sie zeigen den Propheten Jona wie er vom großen Fisch verschluckt (links) und wieder ausgespien wird (rechts). Jesus hat die Zeit zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung mit den 3 Tagen verglichen, die Jona im Bauch des Fisches war (Zeichen des Jona, Mt 12,40). Der Altar ist Zeichen der Gegenwart Gottes und „Tisch des Herrn“, an dem sich Jesus Christus selbst schenkt im Heiligen Abendmahl.
Das Chorfenster
Das Chorfenster zeigt den Auferstandenen inmitten seiner Jünger. Thomas konnte es zuerst nicht glauben, dass Jesus auferstanden ist. Er hatte gesagt: „Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich’s nicht glauben.“ Später erschien Jesus seinen Jüngern, als Thomas auch dabei war, und hat ihm angeboten, genau das zu tun, was er gefordert hatte. Thomas sprach daraufhin das erste christliche Glaubensbekenntnis: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,24ff).
In den Ecken des Fensters sind die 4 himmlischen Wesen an Gottes Thron zu sehen, von denen die Offenbarung des Johannes erzählt: „Die erste Gestalt war gleich einem Löwen, und die zweite Gestalt war gleich einem Stier, und dir dritte Gestalt hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und die vierte Gestalt war gleich einem fliegenden Adler. Und eine jede der vier Gestalten hatte sechs Flügel, und sie waren außen und innen voller Augen, und sie hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt“ (Offb 4,7f).
Zugleich sind das die Symbole der 4 Evangelisten: Matthäus: Engel oder Mensch, Markus: Löwe, Lukas: Stier, Johannes: Adler. Sie weisen in die 4 Richtungen des Erdkreises, in die die Jünger gesandt wurden, um „aller Welt“ das Evangelium zu verkündigen.
Das Chorfenster erinnert uns daran: Wenn wir zum Gottesdienst hier auf der Erde zusammenkommen, dann versammeln wir uns geistlich gesehen vor Gottes Thron und nehmen Teil am himmlischen Gottesdienst. Und Jesus Christus ist mitten unter uns. Er nimmt uns mitsamt unseren Zweifeln ernst und lädt uns ein, ihm zu begegnen und ihm zu vertrauen. Er beauftragt uns, seine Botschaft in die Welt zu tragen.
Das Fenster über der Kanzel
Dieses Fenster verweist uns auf die Grundlagen unseres Glaubenslebens. Das Wort vom Kreuz in der Verkündigung und in den Sakramenten: das Brot und der Kelch des Abendmahls, das Blau im Hintergrund als Zeichen für das Wasser der Taufe. Der Fisch ist ein altchristliches Bekenntnis- und Erkennungszeichen: Die Buchstaben des griechischen Wortes für „Fisch“, Ιχθύς, sind die Anfangsbuchstaben der Worte des urchristlichen Bekenntnisses „Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter“.
Beide Fenster wurden von der Glasmalerin Anna Dorothea Kunz-Saile aus Stuttgart geschaffen.
Der Chorraum aus romanischer Zeit
Die Fresko-Malereien im Chorraum sind frühgotisch.
An der östlichen Wand ist oben das Leiden Jesu am Kreuz dargestellt. Unter dem Kreuz steht Maria, die Mutter Jesu, und der Jünger Johannes. Jesus wurde zwischen zwei Verbrechern gekreuzigt. Der Evangelist Lukas berichtet uns, dass einer der Verbrecher über Jesus gelästert hat. Der andere erkannte seine Schuld und sagte zu Jesus: „Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ Jesus antwortet ihm: „Wahrlich, ich sage dir: heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lk 23,42f). Neben Jesus sind Engel. Einer fängt mit einem Kelch das Blut Jesu auf, das aus seiner Seite fließt.
Darunter ist links neben dem Chorfenster ein heiliger Mann (Heiligenschein) dargestellt, der offensichtlich geköpft werden soll. Rechts neben dem Chorfenster ist nochmals Bartholomäus als Standbild. Er ist nur noch zum Teil zu sehen, aber erkennbar an dem Messer, das er trägt. Neben ihm steht eine weibliche Heilige, vermutlich die Heilige Margaretha. Ihr Attribut ist unter anderem ein Drache, den sie an der Kette hält.
Die nördliche Wand zeigt Leidensszenen aus dem Leben des Heiligen Bartholomäus, einem Jünger Jesu (Mk 3,18). Von Bartholomäus ist überliefert, dass er zuerst mit Keulen geschlagen wurde. Das zeigt die erste Szene links. Danach wurde ihm bei lebendigen Leib die Haut abgezogen. Das ist wohl auf dem Bild rechts zu sehen, die einen Heiligen auf einer Bank liegend zeigt. Schließlich wurde Bartholomäus mit dem Kopf nach unten gekreuzigt (Mitte).
Gegenüber, an der Südwand, ist unten links evtl. der Erzengel Michael dargestellt. Er kämpft mit dem Schwert gegen den Teufel in Gestalt eines Drachen. Es könnte aber auch ein erstes Bild des Heiligen Martin von Tours sein. Martin ist rechts unten zu sehen. Er hat seinen Mantel mit einem Armen geteilt. Es ist noch das Pferd, auf dem er geritten ist, zu erkennen, das Gewand, das gerade mit dem Schwert geteilt wird und ganz rechts steht der Bettler, der das Mantelstück erhält. Oben ist vermutlich eine Darstellung der Erlösten zu sehen, die dem himmlischen Bräutigam, Jesus Christus, entgegengehen.
Text: Pfarrerin Elke Hahn
Giebelsturz
Aus der alten Kirche stammt der Giebelsturz mit Scheibenkreuz, der heute außen über dem Zugang zur Sakristei vermauert ist.